Netzwerke

Für meine Dissertation über die Kulturpolitik in Thüringen führte ich unter anderem eine quantitative Netzwerkanalyse durch. Dieser methodische Ansatz hilft zu verstehen, welche Akteure sich dem Politikfeld der Kulturpolitik zugehörig fühlen, in welcher Beziehung sie zueinander stehen und wie sie interagieren. Das methodische Vorgehen und die Ergebnisse können ausführlich in der Open Access-Veröffentlichung nachgelesen werden. Hier möchte ich nur ein paar Auszüge vorstellen.

Kooperationsbeziehungen

Während der Informationsaustausch für ein weiches und basales Kriterium für die Bindung zwischen Akteuren steht, sind Kooperationen wie u.a. gemeinsame Projekte, Veranstaltungen, Initiativen oder Texte ein robusteres Kriterium für stabile und intensive Beziehungen, zumal sie zugleich institutionalisierte Informationskanäle abbilden.

Die Daten des Kooperationsnetzwerks weisen - wie zu erwarten war - eine sehr hohe Korrelation mit dem Informationsnetzwerk auf. Das für Kultur zuständige Exekutivorgan, die Thüringer Staatskanzlei, erlangt den höchsten Kooperationswert, dient somit unter allen Akteuren des Netzwerks als häufigste Partnerin für Projekte, Veranstaltungen, Initiativen, Texte oder Ähnliches. Es wird deutlich, dass die Exekutive der zentrale Bezugspunkt für kulturpolitisches Handeln in Thüringen ist und dass Akteure ein Interesse daran haben, möglichst intensive und stabile Verbindungen zur zuständigen Staatskanzlei aufzubauen. Bezogen auf das gesamte Netzwerk tauschen die Akteure etwas intensiver Informationen aus als sie kooperieren. Auffällig sind einige Akteure, bei denen die gewichteten Indegrees im Kooperationsnetzwerk erheblich niedriger als im Informationsnetzwerk ausfallen: Dies trifft auf die Landtagsfraktionen Die Linke (-28 %), CDU (-30 %), Grüne (-31 %) und SPD (-20 %), auf die Kulturverbände LAG Soziokultur (-12 %) und Deutscher Kulturrat (-33 %) sowie auf den Medienakteur Mediengruppe Thüringen (-13 %) zu.

Die abweichenden Werte bedeuten, dass diese Akteure im Netzwerk eher als Informationsquellen oder Multiplikatoren kulturpolitischer Inhalte denn als Kooperationspartner wahrgenommen werden bzw. wirken. Besonders auffällig ist, dass alle relevanten Landtagsfraktionen betroffen sind – außer die AfD, die sich jedoch selbst nicht als kulturpolitischer Akteur sieht und vom Netzwerk ebenso nicht als relevant für die Kulturpolitik eingestuft wird. Die Vertreter:innen der Legislative nehmen eine andere Rolle als die der Exekutive ein und erfüllen – wenn überhaupt – informatorische Funktionen für das Netzwerk. Die Möglichkeit, auf politische Prozesse einzuwirken, verorten die Akteure dagegen in der ausführenden Gewalt.

259 Akteure 100% sichtbar
1782 Verbindungen 100% sichtbar

Akteursgruppe

Einrichtung mit staatlicher / kommunaler Förderung
staatlich / kommunal
gemeinnützig orientiert
Wissenschaft / Ausbildung
Tourismus
Wirtschaft
Medien

Verbindungen

nie
sehr selten
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
Zählmarke VG Wort