Netzwerke
Für meine Dissertation über die Kulturpolitik in Thüringen führte ich unter anderem eine quantitative Netzwerkanalyse durch. Dieser methodische Ansatz hilft zu verstehen, welche Akteure sich dem Politikfeld der Kulturpolitik zugehörig fühlen, in welcher Beziehung sie zueinander stehen und wie sie interagieren. Das methodische Vorgehen und die Ergebnisse können ausführlich in der Open Access-Veröffentlichung nachgelesen werden. Hier möchte ich nur ein paar Auszüge vorstellen.
Informationsaustausch
Ein policy-Netzwerk formiert sich grundlegend über den Austausch von Informationen. Um im Wettstreit um kulturpolitische Vorstellungen, Argumente und Gedanken Gehör zu finden und um die Deutungshoheit über Problemlösungen im Politikfeld gewinnen zu können, ist der Zugang zu den mehrheitlich als wichtig und einflussreich erachteten Akteuren eine notwendige Voraussetzung. Das Informationsnetzwerk zeigt, wie der Zugang zu Informationen innerhalb des Netzwerks strukturiert ist und über welche Pfade Inhalte und Diskurse diffundieren können. Der Austausch organisiert sich über jegliche Kommunikationsgelegenheiten, die Personen während und außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit erschließen: z.B. persönliche Treffen, Telefonate, Briefe, Mails, Kurzmitteilungen, Newsletter oder soziale Medien. Je nach Intensität sind die Verbindungen in unterschiedlich Farbtönen eingefärbt. Der Wert "nie" bedeutet, dass keine Information fließt, das heißt ein Akteur erachtet den anderen zwar als wichtig für die Kulturpolitik in Thüringen, hat mit ihm aber bisher keinen Austausch initiiert. Je größer der Akteur dargestellt ist, desto intensiver gehen bei ihm Informationen ein.
Die Netzwerkkarte zeigt zum einen anschaulich, wie sich das Politikfeld auf die Staatskanzlei, also die kulturfördernde Exekutive, ausrichtet. Zum anderen konzentrieren sich die Informationsströme auf Akteure, die ihren Sitz im mittelthüringischen Raum haben. Für die dort ansässigen Akteure besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, zeitnah von politischen Entwicklungen zu erfahren und fehlerhafte Informationen mit anderen abgleichen zu können. Demgegenüber hängen die Akteure, die im Netzwerk und auch geografisch peripher liegen, von wenigen Informationssträngen ab.